Roman von Rüdiger Lehmann
Erstveröffentlichung 2010 / 795 Seiten, zurzeit in Überarbeitung
Als Rosalie Marigeaux die Lebensgeschichte Ihres Vaters, dem verschollenen Vietnamreporter Pierre Matinee, recherchiert, stößt sie auf mysteriöse Begebenheiten. Angefangen mit ihrer Großmutter, scheinen seit 1914 alle direkten Nachkommen der Familie unter einem Verderben bringenden Bann zu stehen: Der Prophezeiung Menawas, des Häuptlings der Creek-Indianer, der mit sieben Kugeln im Leib vor 200 Jahren seine siebenfache Wiederkehr ankündigte. Je tiefer Rosalie von nun an in das Leben ihrer Familie eintaucht, desto mehr gerät sie in einen Strudel aus Wahn und Wirklichkeit. Litten ihre Vorfahren allesamt unter einer vererbten Schizophrenie, die sich nun auch ihrer selbst bemächtigt? Oder waren es tatsächlich Mächte aus Militär und Politik, die ihre Forschungen auf parapsychologisches Terrain ausdehnten? Und wer war Merit LaRose, jene geheimnisvolle Frau aus New Orleans, die ihrem Vater über Jahre regelmäßig Geschichten schickte? Auf ihrer Suche nach der Wahrheit blickt Rosalie in Abgründe, die sie schließlich zu verschlingen drohen …
Aufbau und Spannungsbogen
Die „Wirbelsäule“ des Familienromans ist das historisch verbriefte Ereignis um die sieben Kugeln im Leib des Upper Creek Häuptlings Menawa. Seine Prophezeiung erfüllt sich in der Familie der Protagonisten. Die Geschichte spielt chronologisch über einzelne Zeitabschnitte zwischen 1914 und 2010. Indem sie sich um die Person der Rosalie Marigeaux rankt, führt sie uns an vielfältige Orte der Welt vor dem Rahmen realer geschichtlicher Ereignisse. Ein aus geheimnisvollen Elementen aufgebautes Mosaik schicksalshafter Verknüpfungen wird sukzessive begreifbar, stößt aber immer wieder auf Fragen. Denn die zunächst als wahr empfundenen Ereignisse überlappen sich im Verlauf der Geschichte vermehrt als die Träume einzelner Protagonisten. Dabei wirken alle Charaktere stets so authentisch und realistisch, dass man bis zuletzt geneigt ist, selbst die atemberaubendsten und unwahrscheinlichsten Geschehnisse dennoch für wahr zu halten. Erst recht nach der auf den ersten Blick ernüchternden Auflösung der Geschichte.
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